Es ist 2.08 Uhr. Samstagfrüh. Der Tag ist jung, die Typen nicht mehr ganz so. Sie drängeln sich am Tresen, rauchen wie die Schlote und können es kaum abwarten, die Toilette zu nutzen. Ja, Gay sein heißt zuweilen auch Geil sein. Da spielt es keine Rolle ob sich im Schnäuzer der Bierschaum sabbernd seinen Weg bahnt und eine schicke Kruste bildet. Während sich auf gefühlten 17 Quadratmetern zwei schräge Vögel aus der Provinz mächtig ins Zeug legen, die Kaltgetränke hinunterzuspülen, geht es vor der Kulisse torkelnd zur Sache "Schätzchen". "Wow, hast Du aber ein tolles Cappy", sagt sie. Doch der verschleierte Blick offenbart Bruchteile von Sekunden später, nachdem sie samt Hocker zu Boden stürzt: Er sagt es.
Die Pseudo-Hymne "Sing Halleluljah" strapaziert unterdessen konsequent die Hi-Fi-Anlage. Die Augen der Alkohol-Fetischisten hängen auf halbacht. Die Zombis vom Vortag haben längst nicht genug. Es wird bestellt und bestellt, um die Glücksgefühle hemmungslos herauslassen zu können. Dann geht der kahlgeschorene Gay mit absoluter Porn-Aura nach eindeutigen Blicken zum Klo vor und eine Minute später der Mann, den sie Oberlippe nennen, hinterher. Die beiden sind glücklich. Es wird laut. Als es tatsächlich eine real existierende Frau am Alexanderplatz wagt, den Laden aufzusuchen, gibt es keinen Aufruhr. Nein, die Quotenfrau passt sich natlos in das Gefüge der Kammer ein. Auch sie ist der Leidenschaft verfallen, die Leiden schafft. Koma.
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