Montag, 17. November 2008

Ein Mann, eine Krankheit

Der Blick in den Spiegel entlarvt das ganze Ausmaß des Dramas. Glasige Augen, schwarze Ränder und eine triefende Nase: Ein Mann, eine Krankheit.
Früher war er Hypochonder - extrem anfällig und ständig in Alarmbereitschaft. Er nahm alles mit, was er nur kriegen konnte. Akribisch beobachtete er seine körperlichen Empfindungen. Klassiker a la Schnupfen, Husten, Halsschmerzen waren obligatorisch – rotierend einmal im Monat. Ab und zu gesellten sich Atemnot, Blutvergiftungen oder auch Herzschmerz dazu. Die ganze Palette eben.


Er sah Viren, die niemand sonst sah. Immer und immer wieder strömten die Biester nur so auf ihn ein. Geradezu danach haschend, öffnete er seine Schleusen und sog alles in sich hinein. Er war es, den sie wollten. Denn er wusste, wie man leidet. Er war ein Mensch, der sich nicht wohl fühlt, wenn er sich wohl fühlt. Kleinigkeiten gab es prinzipiell nicht. Der Exitus stand stets Pate, wenn er seine Symptome analysierte. Doch jetzt, Jahre später, fühlt er sich in Sicherheit.


Doch die Viren sind wieder da. Er wird in die Apotheke rennen und diese kleinen possierlichen Erreger, die orgiastische Freudenfeste in seinem Körper feiern, bis aufs Messer bekämpfen. Ist es nicht wunderbar? Kaum beginnt der Urlaub und schon fängt man an zu röcheln. Herzlich Willkommen in der kühlen Jahreszeit!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

oh Mensch, du bist aber auch ein Virenmagnet. Gute Besserung