Er nimmt den Hörer ab, tippt mit dem Zeigefinger die Zahlenkombination ein und lauscht dann dem monotonen Tuten. Besetzt.
Wenn er von montags bis freitags am Rohr hängt, dann dreht er zuweilen durch. Schnell benötigt er Informationen, doch mit ebensoviel Tempo dudelt dieser markant-monotone Ton, der rattenmäßig fieß fiepend in sein Ohr eindringt, vor sich hin. Er legt auf, drückt die Wahlwiederholungs- und parallel die Lautsprechertaste. Der bekannte Laut kehrt unmittelbar zurück. Diesmal allerdings viel deutlicher hörbar. Er schmeißt der Hörer auf die Gabel, um ihn Sekunden später wieder aufzunehmen. Das Ritual beginnt von vorn. Besetzt, besetzt, besetzt!
In einer Pause von zehn Minuten sucht er sein Glück. Dann nimmt er erneut den Knochen in die Hand, wählt wieder normal von Hand, steht dabei auf, dreht sich und prompt hat er sich in der Strippe verheddert. Er ist sowas von gut drauf, als er das nervtötende Tuten erneut hört. Zu allem Überfluss kommt er aus der geringelten Schnur nicht raus, stranguliert sich den Hals und würgt vor sich hin. Er läuft rot an und krächzt drohende Worte in Richtung Fernsprechapparat. Nachdem er drei Stunden später einen erneuten Vorstoß wagt, kommt das lang ersehnte Freizeichen, ein Klingelton, der eine Welle von Emotionen orgiastischer Art in ihm freisetzt. Dann geht jemand ran. Er kennt die Stimme, es ist die richtige. Er redet drauf los und stellt fest: Es ist der AB mit dem er spricht. Keinen Bock mehr. Das wars.
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