Doch irgendwie ist er in Sachen Bartrasur wie immer in Null-Bock-Stimmung. Die Gefahr, dass er sich mit seinem billigen Nassrasierer zum wiederholten Mal die Haut zerfetzt, ist extrem groß. Die Kraterlandschaften mit Flüssen aus reinstem und feinsten Blut, kennt er nur allzu gut. Allen Gefahren zum Trotz beschließt er dennoch Hand anzulegen.
"Reicht doch", denkt er. "Nein, zieh es durch." Er quält sich. "Gut." Mit einem Stöhnen auf den Lippen ringt er sich dazu durch, den Schaum auf seiner Fratze einzumassieren. Die Angst nimmt zu.
Da seine Borsten unter der weißen Schicht bereits verschwunden sind, beschließt er endgültig, den Rasierer mit der stumpfen Klinge durchs Gesicht zu ziehen, und zwar vorsichtig. "Ach, diese Schmerzen", klagt er. Während das Wort "Weichei" durch sein Hirn geistert, reißt er mit dem antiquierten Gerät die Stoppeln runter. Er konzentriert sich extrem, so dass der Kopf zu platzen droht. Allen gedanklichen Unkenrufen zum Trotz, schafft er es am Ende, gefühlt das erste Mal seit Jahren, ohne blutrünstiges Massaker auszukommen. Es ist Sonntag, der Montag kann kommen, gepflegt kommen.
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