Mit den Waffen eines Trainers
Er spielte für Arminia Bielefeld, Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg. 333 Mal stand er in der Bundesliga auf dem Platz. Doch was am 14. August 1981 geschah, wird dem ehemaligen Friedensaktivisten Ewald Lienen akut in Erinnerung bleiben. Akut vor allem der Schmerzen wegen.
Tatort Bremer Weserstadion: In der 14. Minute rennt der langmähnige Mittelfeldmotor der Arminia über links durch die Reihen, bietet sich an und erhält das Leder. Lienen verspringt der Ball ein wenig und plötzlich packt sein Gegenspieler „Zico“ Norbert Siegmann die Schere aus. Der Bremer erwischt Matten-Ewald noch vor der Strafraumgrenze. Lienen windet sich am Boden, fasst vor Schmerzen an seinen rechten Oberschenkel.
Was er und später zahlreiche Fußball-Fans im Stadion und am Bildschirm mit ansehen müssen, ist der wahre Horror: Sein muskulöser Oberschenkel wird blitzblank aufgeschlitzt. Die Hautfetzen gleichen einem Lappen. Lienen ist fassungslos. Er ballt die Fäuste. Wie in Trance, aber extrem auf Adrenalin und unter Schock stehend, schreit Lienen wild drauf los und rennt Sekunden später wie von der Tarantel gestochen auf Bremens Trainer Otto Rehhagel zu.
Die etwa 25 Zentimeter lange, klaffende und offene Fleischwunde ist unübersehbar. Selbst der Knochen ist deutlich zu erkennen. Lienen brüllt Rehhagel an und macht ihn für das grobe Einsteigen des fortan nur noch „Der Schlitzer“ genannten Norbert Siegmann verantwortlich. Rehhagel soll ihn wie einen räudigen Kampfhund mit den Worten „Pack ihn dir“ heiß gemacht haben. Die tumultartigen Szenen bleiben unvergessen.
Siegmann erhielt nur die gelbe Karte. Das Spiel endete 1:0 für Werder. Aber interessiert hatte das eigentlich Niemanden. Das entsetzliche Bild des aufgeschlitzten Oberschenkels geht um die Welt. Die Debatten über unfaire Klopper in der Liga waren entfacht. Mit einem Zivilprozess gegen Rehhagel und Siegmann hatte Lienen allerdings keinen Erfolg.
Das Image des Treters wurde Siegmann nicht mehr los. Er beendete 1986 seine Karriere. Rehhagel, der Arminia Bielefeld 1978 -1979 trainierte, konnte zum Rückspiel am 23. Januar 1982 auf der Alm nur unter Polizeischutz ins Stadion geleitet werden. Er erhielt im Vorfeld Morddrohungen und saß während des Spiels mit einer schusssicheren Weste auf der harten Trainerbank.
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