Dienstag, 5. Januar 2010

Heldenhaft ganz unten

"Zeit aufzustehen. Es ist 5.55 Uhr", schallt es gnadenlos aus dem Lautsprecher des Handys. Akut umnebelt presst sich das Dilirium durch sein Bewusstsein. Sein Kopf wiegt schwer. "Das darf nicht wahr sein", denkt er. Und doch muss er der bitteren Realität des neuen Jahres ins Auge blicken. Putschi-putschi, Urlaub und alles, was dazugehört, war gestern, malochen heute.

Zwanghaft steigt er ins Taxi, lässt den quälenden Monolog des Fahrers an sich vorbeiziehen und steigt dann am Bahnhof aus. Miesgelaunte Menschen, die vor einigen Stunden mutmaßlich noch gut drauf waren, blicken ihn mit grauenhaft finsteren Augen an. Von Party keine Spur. Saukälte schlägt nicht nur den von Halluzinationen und Wahnvostellungen heimgesuchten Leidensgenossen entgegen. Die Unruhe ist spürbar. Der Zug kommt.

Das Rangeln um die Plätze beginnt. Die Pole-Position erreicht er nicht. In siebter Reihe schafft er es schließlich, das Abteil zu betreten. Nestelnde Bewegungen allerorten. Keine Chance. Ab in den nächsten Waggon. Plätze Fehlanzeige, dafür wird kräftig geschnarcht. Die Leichen des Jahreswechsels berauschen sich anscheinend immer noch - diesmal allerdings an ihren traumatischen Erlebnissen.

Schließlich landet er im Abteil für Kinder. Doch dort wird keineswegs gepennt. Im Gegenteil: die Kids im Alter von etwa drei bis sechs Jahren sind gut drauf, aber so was von gut drauf. Törö. Die Karnevalsparty steigt bereits um 7.03 Uhr. Tröten rauben ihm den letzten Nerv. Konsterniert begibt er sich fluchtartig ins Bistro. Kaffee ist angesagt. Die Laune steigt in Nuancen. Immerhin seine, denn die Bedienung ist nicht so heißblütig wie der Kaffee, dafür eher giftig-freundlich und komplett angenervt. Apropos. Wenig später beginnt der Arbeitstag. 9.40 Uhr. Das Telefon klingelt in einer Tour und gefühlte 578 Mails warten darauf, bearbeitet zu werden. Er steckt virtuell den Finger in den Hals und röchelt ordentlich ab. Held der Arbeit, herzlich Willkommen im neuen Jahr!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hey patrik - ich finds geil wie immer !!! vor allem, wenn man dich kennt! bis bald und halt durch ... siMOne