Mit Hängen und Würgen öffnet er die Tür, geht aus dem Haus, rutscht kräftig aus und verschwindet in einer 3,85 Meter hohen Schneewehe. Zum Glück ist er der sich auftürmenden Lawine entgangen, die sich selbst unmittelbar vor ihm pulverisiert. Dennoch bleibt er liegen. Er fängt an zu visionieren. In ihm regiert das Chaos.
Er trägt drei paar Socken, türkische Schuhe, eine rote lange Unterhose, die Jeans, ein T-Shirt, zwei Schlümpfe sowie eine halb winterfähige Jacke, dazu eine Mütze und Handschuhe. Doch der Mann des Schnees - man nennt ihn auch den Yeti des Teutos - verwittert dank der Witterung.
Er blickt auf: Seine Augen erkennen beim fürchterlichen Schneetreiben jedoch nur schemenhaft, was um ihn herum geschieht. Es ist nahezu stockfinster, genauso wie sein Geist völlig umnachtet zu sein scheint.
Die Eiszapfen wachsen ihm bereits aus der Nase, seine Augenbrauen sind eingeweißt und er wähnt sich in der Verbannung Sibierens - soweit die Füße tragen. Er hat den Zustand völliger Verwirrung und Unordnung erreicht. Chaos.
Keine Menschenseele traut sich vor die Tür. Allerorten sind die Hauseingänge komplett zugeschneit. Wo vor einigen Tagen noch das Leben tobte, türmen sich ausschließlich weiße Berge auf. Im Inneren der Häuser, zumindest ab dem zweiten Stock, flackert das Kerzenlicht, dass er hinter den vereisten Fenstern vermutet. In der Ferne glaubt er ein Rudel Eisbären zu erkennen. "Moment, Eisbären sind Einzelgänger", denkt er. Die Hallus sind da: Es sind autonome Schneemänner mit ihren orangefarbenen Nasen, die mit ihren Besen brutal aufeinander einschlagen. Chaostage.
Der Eiswind bläst gewaltig. Er ist auf der Hut. Er hat Kohldampf und pirscht sich robbend den Rentieren entgegen. Doch die Indios aus den Taigawäldern, ehemals Bewohner der August-Bebel-Straße, sind schneller und massakrieren die Herde Kopf um Kopf. Doch dann ist sie da, die Mega-Lawine. Sie begräbt alles unter sich, lediglich ein paar Handschuhe sind noch zu sehen. Der Mann aus den Bergen wacht auf und denkt. "Wow, endlich mal ein amtliches Gehirnchaos im arktischen Traumsumpf - alles andere ist doch Geplänkel."
3 Kommentare:
Ich frage mich auch, wo denn das herbeigesehnte Chaos geblieben ist.
N.K.
Ach, das spielt sich ohnehin immer im Schädel ab...
ratenalarm
haha, ratenalarm find ich noch besser. Immer den täglichen Rätseln auf der Spur.
W.M.2010
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