Er ist ein englischer Lebemann, Schriftsteller, Kunsthändler und Spion. Logan Gonzago Mountstuart (LMS) ist Held wie Anti-Held gleichermaßen, aber vor allem eines: ein Mensch, der die Frauen begehrt und den Alkohol liebt.
Autor William Boyd ist es gelungen, das hochinterssante Leben von Mountstuart anhand seiner Tagebücher, die der Protagonist mit kleineren Unterbrechungen ab 1923 bis Anfang der 1990er Jahre schrieb, in einen Roman zu gießen. Es ist eine Zeitreise, in der historische Fakten eine perspektivische Nebenrolle einnehmen, aber keinesfalls stören. Im Gegenteil: So erfährt man einiges über die englische Gesellschaft oder das Partyleben in der New Yorker Künstlerszene.
Der Leser nähert sich Stück für Stück der Persönlichkeit des 1906 in Uruguay geborenen Mountstuart und entwickelt Gefühle für ihn, erst recht, als er 1991 stirbt.
Zum Inhalt: LMS ist ein Multitalent. Die Künstlerszene nennt er sein Zuhause. Als gefeierter Schriftsteller und als Korrespondent im spanischen Bürgerkrieg begegnet er Größen wie Ernest Hemingway oder Picasso, die wie LMS, die Frauen liebten. LMS hat eine gescheiterte Ehe hinter sich, aus der ein Kind hervorgegangen ist. Er heiratet erneut und wird einige Jahre später von der Navy als Spion im Zweiten Weltkrieg eingesetzt und landet auf den Bahamas. In der Schweiz gerät er schließlich in Gefangenschaft. Erst zwei Jahre später ist er frei. Gebrochen, nachdem er erfahren hat, dass seine große Liebe sowie seine Tochter bei einem Bombenangriff ums Leben kamen, flüchtet er nach Paris, später nach New York. Weitere Nackenschläge folgen, doch LMS, der zunehmend der Melancholie verfällt und voller Selbstzweifel steckt, geht 1969 als Lehrer nach Afrika - Nigeria. Dort herrscht Bürgerkrieg, so dass er erneut als Korrespondent arbeitet. Sechs Jahre später ist er zurück in London. Das Schreiben von Romanen verwirft er immer und immer wieder, obwohl er zahlreiche Ideen hat. Nach einem Verkehrsunfall lebt er am Existenzminimum, und isst Hundefutter in allen Variationen. Wegen Geldmangels trägt er für das Sozialistsiche Patientenkollektiv (SPK), die mit der RAF sympathisieren, Zeitungen aus. Erst in Frankreich, wo er 1991 stirbt, findet er seinen persönlichen Frieden.
Fazit: Das Leben des Logan Gonzago Mountstuart ist faszinierend, spannend und gleichzeitig für ihn doch in gewisser Hinsicht frustrierend. Der Leser kann sich mit ihm fast immer identifizieren und ist mit ihm auf seinem Lebensweg stets verwurzelt. Einfach klasse!
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